Europas größte Glocke

In Tirol wurde bei der Firma Grassmayr mit Hilfe eines bösch Brenners die größte Glocke Europas für die Kathedrale in Bukarest hergestellt.

Ein Bericht von unserem Kundendiensttechniker Norbert Winkler, aus Tirol:

Im Dezember 2015 hatten wir den ersten Auftrag von der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck. Ein modulierender Ölbrenner von bösch mit 1,3 Megawatt Brennstoffleistung ging hier in Betrieb.

Geschmolzen wird in der Glockengießerei auf einem Drehtrommelkessel, welcher ein Volumen von bis zu 10 Tonnen Bronze fasst. Da der Brenner spezielle Anforderungen für den Schmelzvorgang erfüllen musste, wurde er leistungsmäßig verbessert. Zusätzlich wurden Anpassungen am Flammrohr und bei der Flammenerkennung mit Lichtleitern gemacht. Der Brenner wird verbrennungstechnisch im stöchiometrischen Bereich* betrieben. Der Kunde war mit dem neuen Brenner höchst zufrieden, da fast keine Schlacke (Abfallmasse) mehr übrig blieb.

Einen Monat später meldete sich die Firma erneut mit einem großen Projekt. Grassmayr erhielt den Auftrag für die größte läutende Glocke Europas. Zugleich ist es für die Firma der größte Guss seit Beginn der Firmengeschichte im Jahr 1599. Die Glocke wird im Frühjahr 2017 an die Kathedrale Bukarest ausgeliefert und fasst ein Gesamtgewicht von 27 Tonnen. Zum Vergleich, die Wiener Pummerin hat ca. 20 Tonnen und die Kölner Domglocke ca. 24 Tonnen. Der Bau wurde sogar von ZDF und 3Sat gefilmt und wird zur Osterzeit 2017 ausgestrahlt.

Für ein derart großes Objekt musste der Brenner nun extremeren Bedienungen standhalten. Daher wurde er auf einem alten gemauerten Holzofen und auf einem Tiegel mit Erfolg getestet. Die Flamme durfte nicht zu groß oder zu klein sein, ansonsten wäre es zu starker Ruß- und CO2-Bildung gekommen. Nach diesem positivem Ergebnis bestellte die Firma Grassmayr noch zwei weitere bösch-Ölbrenner. Anfang November gingen dann beide in Betrieb.

Am 11. November war es soweit: Die Stimmung auf der Anlage war sehr angespannt, da die Vorbereitungen für dieses Projekt seit dem Frühjahr im Gange waren und viel auf dem Spiel stand. Die Brenner wurden bereits am Vortag eingeschaltet, um die Bronze-Temperatur auf mindestens 1100° C vorzuheizen. Am gleichen Abend bekam ich dann den Anruf, dass alles planmäßig läuft und das Bronze bereits flüssig war. Die Temperatur spielt beim Glockenguss eine wesentliche Rolle. Wird die Temperatur nur minimal unterschritten, kann die Glocke fehlerhaft sein.

Ohne Pause wurde mit knapp 4 Megawatt geschmolzen und die Glocke dann gegossen. Die Temperaturen und die Rauchentwicklung in der Halle waren dabei fast nicht auszuhalten. Nach dem Guss war die ganze Mannschaft sehr erleichtert und zum Abschluss feierte man mit einer traditionellen Gussjause.



*Die stöchiometrische Verbrennung bedeutet eine Verbrennung ohne Luftüberschussreserve. Normalerweise werden Brenner immer mit ausreichend Luftüberschuss eingestellt, damit es zu keinen Verpuffungen und Rußbildung kommt. Luftüberschuss war bei diesem Projekt allerdings nicht möglich.